Auf der METPACK Conference im Rahmen der diesjährigen Metpack diskutieren am 6. Mai Experten über Erkenntnisse zur Zukunft der Metallverpackung aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Acht Referenten geben Einblick in ihr Arbeitsfeld und informieren zu aktuellen Themen. Im Fokus stehen, so meldet die Messe, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und neue Verfahren.
Dr. Daniel Abramowicz, CTO des US-Konzerns Crown Holdings, blickt in seiner Eröffnungsrede auf die Wachstumstreiber des Getränkedosenmarkts und analysiert die Produktperformance anhand von Aspekten wie Nachhaltigkeit und Innovationscharakter. Abramowicz beschäftigt sich insbesondere mit dem Fortschritt durch optimierten Materialeinsatz. Moderne Technik sorgt dafür, dass Dosen heutzutage die Produktionsstraßen in vielfältiger Form und Größe verlassen. Abramowicz kennt die Zahlen und stellt sie in Zusammenhang: Ansprechende Sondergrößen in Kombination mit neuen Druck-Anlagen, die die ansprechende Gestaltung des Mantels übernehmen – das steigert den Umsatz. Außerdem beschäftigt sich der Experte mit dem Imagegewinn des Materials durch Recycling und setzt dies in Verbindung mit dem Imageverlust des Verpackungskonkurrenten Plastik.
Pascal Amelot, Commercial Director Packaging des Unternehmens ArcelorMittal Europe, berichtet in seinem Vortrag über Potentiale für die weitere Optimierung von Stahlverpackungen. Dosen sind heute deutlich leichter und damit nachhaltiger als noch vor einigen Jahrzehnten. Durch eine Erhöhung der Härte kann mittlerweile Verpackungsstahl mit 700 MPa Zugfestigkeit zur Verfügung gestellt werden. Die industrielle Einführung dieser modernen Materialkomponente erfordert einiges an Nachrüstung. Welcher Schritt folgt als nächstes? Amelot beschreibt die Herausforderung, aber auch die Chancen, die hinter Stahl als Verpackungsmaterial stehen.
Blechdruck für mehr Produktvielfalt
Das Unternehmen von Ralf Gumbel, CEO von Koenig & Bauer Metal Print, blickt auf eine mehr als hundertjährige Erfahrung im Blechdruck zurück. Gumbel gibt einen Einblick hinter die Kulissen: Er erklärt die Funktionsweise von kompletten Decorating-Systemen für den zweiteiligen als auch für den dreiteiligen Dosenmarkt. Gumbel stellt zum Beispiel die Druckmaschine CS MetalCan vor, die eine Antwort auf die Anforderungen des Marktes nach häufigen Dekorwechseln und mehr Produktvielfalt ist. Ausgestattet mit zehn Farbwerken und einer Vielzahl von Sonderbaugruppen wie Plattenwechsel und Gummituchwechselautomaten setzt die Maschine neue Maßstäbe im Getränkedosendruck.
Ebenfalls als Referent für die METPACK Conference angemeldet ist Neil Finley, Head of Global Food Safety, Product Safety & Regulatory Affairs von Henkel UK Operations. Aktuell arbeiten Lack- und Rohstoffhersteller an alternativen Beschichtungen ohne BPA als Ausgangssubstanz (BPA-non-intent-(BPA-NI)-Beschichtungen). Der Fokus des Vortrags richtet sich auf die Risikobewertung von BPA-NI-Beschichtungen für Metallverpackungen mit Lebensmittelkontakt. Durch die Befolgung international anerkannter Prinzipien und Richtlinien ist es möglich, die Sicherheit von NIAS (Non-Intentionally Added Substances) in neuen Beschichtungstechnologien nachzuweisen. Die Anwendung eines strengen Risikobewertungsansatzes schafft Vertrauen in die Sicherheit und Nachhaltigkeit neuer Beschichtungstechnologien. Finley diskutiert über die Herausforderungen bei der Risikobewertung, neue Ansätze zum Nachweis der Sicherheit und eine verbesserte Kommunikation.
Francesco Amati ist General Manager des Global Players ASA mit Hauptsitz in San Marino. Er beschreibt den Fortschritt der Branche: von der neuesten Entwicklung des Offsetdrucks bis hin zu digitalen Technologien. Was ist das beste Druckverfahren? Amati geht davon aus, dass es dafür in komplexen Marktsituationen mit boomenden Technologien mehrere Antworten gibt. So hinterfragt der Experte, ob es möglich wäre, die konventionellen Technologien mit den aufkommenden zu kombinieren. In seinem Vortrag geht es um die Integration verschiedener Verfahren, sodass die eigene Produktpalette erweitert werden kann.
Das Falzen ist eine Fügetechnologie zum Verbinden von Blechteilen ohne eine von außen sichtbare Verbindungsstelle. Dipl.-Ing. Thomas Lieber, Mitarbeiter des deutschen Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU), informiert in seinem Vortrag über die Anwendung dieses Verfahrens in der Dosenproduktion. Bei der Herstellung von Lebensmitteldosen ist insbesondere die Verschließtechnik für Dosenrumpf und Deckel eine Herausforderung, da das Material an dieser Stelle stark beansprucht wird. Lieber zeigt in seinem Vortrag praxisnahe Beispiele. Dazu gehört eine FE-Simulation von Falzprozessen für Faltigkeitsanalysen. Außerdem erläutert Lieber neue Erkenntnisse zur Messung der Geometrie von Falzwerkzeugen.
Wie teuer darf Lackierung sein?
Dr. Dimitrios Tsimpoukis, Managing Director des Unternehmens Chrotex aus Griechenland, hat die Kosten für eine Lackierung zum Thema gemacht und überlegt, wie diese optimiert werden können. Vor diesem Hintergrund stellt er unterschiedliche Konzepte und ihre Anwendung vor. Welche Rolle spielt die Qualität der Dose? Welche Eigenschaften braucht eine gute Beschichtung? Um die Kosten zu kalkulieren, berücksichtigt der Fachmann ganz unterschiedliche Posten wie Material oder Energie und setzt sie in Wechselbeziehung. Tsimpoukis betrachtet den Herstellungsvorgang ganzheitlich: Er hebt das Zusammenspiel der Lackeigenschaften, die für eine qualitativ hochwertige Dosenherstellung erforderlich sind, hervor, wandelt sie ab und erläutert die Folgen, die sich aus bestimmten Kompromissen ergeben könnten. Tsimpoukis geht in seinem Referat speziell auf die Opazität weißer Lacke ein. Außerdem analysiert der Experte Lackfilme im Zusammenspiel mit den mechanischen Eigenschaften von Polymeren nach der Kubelka-Munk-Theorie, die die Lichtabsorptions- und Lichtstreuungseigenschaften von pigmentierten Systemen beschreibt.
In puncto Herstellung stellt Marcel Schoumacker, Director of Sales Europe, Middle East and Africa, eine neue Errungenschaft seines Unternehmens, der SLAC Group aus China vor. Metalldosen, insbesondere Getränkedosen, werden üblicherweise aus zwei Teilen durch ein Verfahren hergestellt, bei dem der Boden und die Wand der Dose aus einem einzigen Zuschnitt eines Ausgangsmaterials geformt werden. Ein derartiges Verfahren ist als Abstrecktiefzieh-Verfahren (DWI-Verfahren) bekannt. Der Bodymaker bildet das Herzstück der DWI-Technologie. Mit dem „Boxer“ stellt Schoumacker nun eine Weiterentwicklung der Maschine vor, die eine höhere Effizienz verspricht. Der Boxer produziert zwei Dosen in einem einzigen Hub und hat die doppelte Leistung im Vergleich zu konventionellen Bodymakern. Das Unternehmen stellt die Innovation auf der METPACK aus.
Hinter modernen Verpackungen stecken eine Menge Forschung und hochspezialisierte Technologie: Das zeigen mehr als 300 Aussteller auf der METPACK, die vom 5. bis 9. Mai 2020 bereits zum zehnten Mal in der Messe Essen stattfindet. Auf der Weltleitmesse präsentieren Unternehmen nachhaltige und kosteneffiziente Lösungen zur Herstellung, Veredelung, Lackierung und Wiederverwertung von Metallverpackungen. Weitere Informationen und das Programm der METPACK im Überblick hier.